Im September 1991 wurde in den Ötztaler Alpen oberhalb des Niederjochferner in 3.210 Metern Höhe eine mumifizierte Leiche entdeckt. Wir alle kennen sie unter dem Namen Ötzi. (Die Jüngeren vielleicht auch unter dem Namen Jürgen Vogel.) Die Medien haben in den vergangenen drei Jahrzehnten immer wieder darüber berichtet. Denn Ötzi ist eine echte Sensation: die einzige erhaltene und auf natürlichem Wege konservierte Leiche aus der Zeit um 3.400 v. Chr. in Mitteleuropa.
Wenn ich im Fernsehen sehe, wie Ötzi bzw. seine verschrumpelten Überreste aus dem Kühlraum geholt und behutsam auf den Seziertisch gelegt werden, komme ich immer ins Grübeln. Ich frage mich, was Ötzi wohl denken und fühlen würde, wenn er sich heute so sehen könnte, wie die Welt ihn untersucht, sein Leben und seinen Tod erforscht, darüber rätselt und spekuliert. Und ich frage mich, wie es wohl wäre, wenn meine Leiche nicht zu Staub zerfallen oder in einer Rauchwolke aufgehen würde, sondern sie zum Beispiel aufgrund einer unerwartet hereinbrechenden Eiszeit oder in Folge eines unachtsamen Spaziergangs durch eine Moorlandschaft erhalten bliebe und ein paar ahnungslose Spaziergänger sie in etwa 5.000 Jahren mumifiziert wiederentdeckten. Wäre es mir Recht, wenn die Wissenschaftler mich dann für alle Welt auf den Präsentierteller legten? Ich bin mir nicht sicher.
Keine Einwände hätte ich wohl, wenn man mich in einem schicken Anzug entdecken würde, mit einem warmherzigen Lächeln im Gesicht sowie irgendetwas Bedeutsames in der Hand haltend, etwas, das der Menschheit in 5.000 Jahren vielleicht weiterhilft. Weniger erfreut wäre ich wohl, wenn man mich wie Ötzi in Gestalt einer getrockneten Tomate vorfände und nach intensiver Untersuchung meines krustigen Unterleibs der ganzen Welt verkündete, ich hätte zeitlebens viel zu viel Bier getrunken oder aufgrund fehlender oder heftiger Abnutzungserscheinungen im Beckenbereich so und so oft Sex gehabt. Manches möchte man gerne mit in ein für alle Zeiten unentdecktes Grab nehmen.
Aber wir können es uns nicht aussuchen. Meine Empfehlung lautet deshalb, wenigstens ansatzweise zu versuchen, so zu leben, dass wir auch in 5.000 Jahren noch eine gute Figur abgeben. Dazu gehört, sich möglichst wenig Feinde zu machen. Denn sie sind Ötzi erwiesenermaßen zum Verhängnis geworden. Nach Angaben der Forscherinnen und Forscher war er von einem Feuersteinpfeil in die linke Schulter getroffen worden und daraufhin binnen weniger Minuten innerlich verblutet. Zugegeben, in der heutigen Zeit von einem Feuersteinpfeil getroffen zu werden, ist ziemlich unwahrscheinlich. Aber ist es nicht ebenso tragisch, wenn Archäologen vielleicht in einigen tausend Jahren die Gräber von Hollywood öffnen und dort auf Millionen von unzersetzten Brustimplantaten stoßen?
Wenn ich im Fernsehen sehe, wie Ötzi bzw. seine verschrumpelten Überreste aus dem Kühlraum geholt und behutsam auf den Seziertisch gelegt werden, komme ich immer ins Grübeln. Ich frage mich, was Ötzi wohl denken und fühlen würde, wenn er sich heute so sehen könnte, wie die Welt ihn untersucht, sein Leben und seinen Tod erforscht, darüber rätselt und spekuliert. Und ich frage mich, wie es wohl wäre, wenn meine Leiche nicht zu Staub zerfallen oder in einer Rauchwolke aufgehen würde, sondern sie zum Beispiel aufgrund einer unerwartet hereinbrechenden Eiszeit oder in Folge eines unachtsamen Spaziergangs durch eine Moorlandschaft erhalten bliebe und ein paar ahnungslose Spaziergänger sie in etwa 5.000 Jahren mumifiziert wiederentdeckten. Wäre es mir Recht, wenn die Wissenschaftler mich dann für alle Welt auf den Präsentierteller legten? Ich bin mir nicht sicher.
Keine Einwände hätte ich wohl, wenn man mich in einem schicken Anzug entdecken würde, mit einem warmherzigen Lächeln im Gesicht sowie irgendetwas Bedeutsames in der Hand haltend, etwas, das der Menschheit in 5.000 Jahren vielleicht weiterhilft. Weniger erfreut wäre ich wohl, wenn man mich wie Ötzi in Gestalt einer getrockneten Tomate vorfände und nach intensiver Untersuchung meines krustigen Unterleibs der ganzen Welt verkündete, ich hätte zeitlebens viel zu viel Bier getrunken oder aufgrund fehlender oder heftiger Abnutzungserscheinungen im Beckenbereich so und so oft Sex gehabt. Manches möchte man gerne mit in ein für alle Zeiten unentdecktes Grab nehmen.
Aber wir können es uns nicht aussuchen. Meine Empfehlung lautet deshalb, wenigstens ansatzweise zu versuchen, so zu leben, dass wir auch in 5.000 Jahren noch eine gute Figur abgeben. Dazu gehört, sich möglichst wenig Feinde zu machen. Denn sie sind Ötzi erwiesenermaßen zum Verhängnis geworden. Nach Angaben der Forscherinnen und Forscher war er von einem Feuersteinpfeil in die linke Schulter getroffen worden und daraufhin binnen weniger Minuten innerlich verblutet. Zugegeben, in der heutigen Zeit von einem Feuersteinpfeil getroffen zu werden, ist ziemlich unwahrscheinlich. Aber ist es nicht ebenso tragisch, wenn Archäologen vielleicht in einigen tausend Jahren die Gräber von Hollywood öffnen und dort auf Millionen von unzersetzten Brustimplantaten stoßen?
Foto: Tourismusverein Schnalstal, abfotografiert bei einem Besuch im September 2016 im archeoParc, Schnalstal, Italien