Als kleiner Junge besuchte ich mit meinen Eltern oft diese Aussichtsplattform zwischen Brome und Wittingen, um unsere Verwandten in der DDR sehen zu können, die direkt an der Grenze wohnten, im sogenannten Sperrgebiet. Mit dem Auf- und Zuziehen ihrer Gardinen gaben sie uns zu verstehen, dass sie uns auf der Plattform entdeckt hatten. Ein Winken war zu riskant.
     Ihren Blick aus dem Osten Deutschlands teilen zu können, war mir erst im Januar 1990 möglich, als das Sperrgebiet für Westdeutsche zugänglich wurde. Damals machte ich dort dieses Foto. Es zeigt die Plattform, auf der ich als kleiner Junge stand – und weder verstand noch hinterfragte, warum wir nicht einfach zu unseren Verwandten fuhren. Ich war mit der Grenze aufgewachsen und nahm sie als selbstverständlich hin.
     So richtig bewusst wurde mir dieser Irrsinn eigentlich erst, als ich im Januar 1990 von Osten auf diese Plattform schaute. Neben mir stand ein Mann, der aus Hamburg angereist war und ähnliche Kindheitserinnerungen hatte. Wir redeten nicht viel miteinander, sondern starrten nur mit feuchten Augen auf diese bekloppte Aussichtsplattform.